WooCommerce rechtssicher betreiben in Deutschland, Teil 1

Mit Woocommerce die Anforderungen an Verkäufer erfüllen

Warum solltest du einen WooCommerce Shop wählen?

Ein zusätzliches Online-Angebot zu einem stationären Shop, der Verkauf digitaler Produkte oder einfach nur der lang geplante Onlineshop, es gibt viele gute Gründe, um in den E-Commerce einzusteigen. Doch welches Shopsystem soll man wählen, und wie viel Geld sollte man dafür investieren?

Bevor wir uns mit den komplizierten deutschen Regelungen auseinandersetzen, mit denen Betreiber von Onlineshops in Deutschland generell konfrontiert sind, möchte ich dir ein paar Argumente für das WooCommerce Shop Plugin aufzeigen.

Mit diesem Plugin erhältst du einen vollwertigen und hoch funktionalen Onlineshop, der noch dazu leicht zu bedienen ist. Wenn du WordPress verwenden kannst, dann kommst du auch mit einem WooCommerce Shop zurecht. Alle Vorteile von WordPress, wie das attraktive Design und die Erweiterbarkeit, die optimale Vorbereitung für die Suchmaschinenoptimierung und die leichte Anbindung an soziale Medien, um nur einige zu nennen, stehen dir auch mit einem WooCommerce Shop zur Verfügung.

Auch wenn du deinen WooCommerce Shop von einer Agentur erstellen lässt, kannst du das Einpflegen neuer Produkte und gewünschte Änderungen leicht selbst umsetzen. Wie gesagt, das Prinzip beruht auf WordPress und ist ebenso einfach.

Doch halt, ganz so leicht ist es nicht, in Deutschland einen Shop zu betreiben. Um WooCommerce rechtssicher zu machen, ist mehr nötig, als das Plugin zu installieren. Die rechtliche Lage in Deutschland zum E-Commerce ist eine der kompliziertesten weltweit und es gibt viele Dinge zu bedenken. Zudem gibt es ständig Neuerungen, die dann im Onlineshop umgesetzt werden müssen. Doch davon lassen wir uns nicht abhalten, mit einem eigenen Shop durchzustarten! Ich habe für dich viele Informationen zum Thema „WooCommerce – rechtssicher“ gesammelt.

Bitte beachten: Ich bin kein Anwalt und kann euch keine Garantien geben. Informiere dich immer zusätzlich selbst und lasse auch einen Experten deine Rechtstexte erstellen und deinen Shop checken.

Informationspflichten gegenüber dem Verbraucher

Die folgenden Regelungen bezüglich deiner Informationspflichten gegenüber dem Verbraucher beziehen sich auf alle Onlinehändler, ganz gleich, welche Art von Shopsystem sie verwenden. Denn einen Shop in Deutschland zu betreiben heißt, vieles beachten zu müssen. Alles beginnt mit dem:

Impressum

Wenn du etwas im Internet anbietest, muss jeder Besucher und Kunde deine Identität leicht erfahren können. Du musst ein Impressum einfügen, das mit einem Klick (maximal zwei Klicks) erreichbar sein muss, und zwar von jeder Seite deiner Homepage oder deines Shops aus. Dort sollte sich dein Name befinden sowie eine ladungsfähige Anschrift. Ein Postfach anzugeben genügt nicht. Ebenso muss eine Telefonnummer vermerkt sein, damit dich ein Kunde oder eine Behörde schnell erreichen können. Das darf auch eine kostenpflichtige Nummer sein, eine besonders teure jedoch nur, wenn es um Fragen zum Support o. ä. geht. Alle Themen rund um bereits geschlossene Verträge muss der Kunden über eine Nummer erfragen können, deren Gebühren nicht über einen normalen Handy- oder Festnetztarif hinausgehen.

Deine Handelsregisternummer und Umsatzsteueridentifikationsnummer gehören ebenfalls dort hinein. Häufig sind Steuernummern im Impressum zu finden, das ist jedoch nicht nötig. Wer keine Ust.ID hat, gibt eben keine solche Nummer an. Gehörst du zu einem Berufsverband oder einer Kammer, musst du darüber ebenfalls in deinem Impressum informieren. Bist du in sozialen Medien als professioneller Anbieter aktiv, muss auch dort ein Impressum mit den genannten Anforderungen vorhanden sein. Am einfachsten ist es, einen der zahlreichen Impressum-Generatoren zu verwenden, die online zu finden sind.

Der Datenschutz

Der Datenschutz ist in Deutschland von großer Wichtigkeit, darum brauchst du eine Datenschutzerklärung, die ebenso leicht wie das Impressum zu finden sein muss, sich aber unter einem separaten Navigationspunkt befinden sollte. Auch diese Erklärung solltest du von einem Fachmann erstellen lassen, sodass sie auf die Bedingungen deines Shops angepasst ist. Wenn du Google Analytics verwendest, gehören die Informationen über diesen Dienst und die Möglichkeiten des Kunden, der Speicherung der Daten zu widersprechen, ebenfalls unter diesen Punkt. Auch über andere Trackingcodes wie beispielsweise von der VG Wort, die auf deiner Seite als Plugin eingebaut sind, musst du hier informieren.

Dein Newsletter

Newslettermarketing ist eine beliebte Methode der Kundenbindung und kann sehr gut funktionieren. Allerdings ist es wichtig, mit dem Kunden erst nach einer dokumentierten Double-Opt-In-Lösung regelmäßig Kontakt aufzunehmen. Der Interessent muss also nach dem ersten Klick auf den „Newsletter abonnieren“ Button mit einem zusätzlichen Klick seinen Willen zur Kontaktaufnahme bestätigen. Auch von Bestandskunden sollte die Erlaubnis für den Newsletterversand eingeholt werden, denn nur weil jemand etwas bei dir bestellt, heißt das noch nicht, dass er auch regelmäßig mit dir kommunizieren möchte. Der Hinweis auf das mögliche Abbestellen des Newsletters muss auch schon bei der Abholung der Einwilligung gegeben werden.

Die AGB – deine Allgemeinen Geschäftsbedingungen

AGB musst du nicht unbedingt haben, doch ich würde dir empfehlen, von einem Anwalt oder von einem der Online-Anbieter für Rechtstexte Allgemeine Geschäftsbedingungen erstellen zu lassen, die auf dein Geschäft zugeschnitten sind. Manche Anbieter schnüren Pakete, in denen alle wichtigen Texte enthalten sind. Auf Standard AGB aus dem Netz zurückzugreifen ist keine gute Option, denn wenn damit etwas nicht stimmt, sie z.B. veraltete Klauseln enthalten sind, dann haftest du natürlich trotzdem selbst.

Die Widerrufsbelehrung

Eines der wichtigsten Formulare, denn es klärt deinen Kunden darüber auf, wann und auf welchem Weg er Waren zurückgeben kann, wenn er seine Meinung nach dem Kauf geändert hat. Im E-Commerce lässt sich ein Artikel natürlich nicht so prüfen, wie es im Geschäft der Fall wäre, darum haben Verbraucher grundsätzlich ein Widerrufsrecht. Die Anforderungen an gerade dieses Dokument sind in den letzten Jahren immer wieder Änderungen unterworfen gewesen. Aktuell gilt die Fassung von 2014. Zusätzlich muss eine Musterwiderrufserklärung hinterlegt sein.

Seit 2014 kannst du dem Kunden die Kosten für eine eventuelle Rücksendung auferlegen, sofern du das schon im Vorfeld kommunizierst. Vorher war das nur möglich, wenn der Wert der Waren nicht mehr als 40 Euro betrug. Das gilt jedoch nur bei einem normalen Umtausch wegen Nichtgefallen. Hast du versehentlich die falsche oder eine schadhafte Ware geliefert, musst du die Kosten der Rücksendung übernehmen.

Achtung: Das Widerrufsrecht sollte unter einem separaten Navigationspunkt abgelegt sein und sich keinesfalls nur in den FAQ oder sonst wie versteckt finden. Zudem muss es auch von mobilen Geräten aus problemlos aufrufbar sein. Das Einbinden einer Grafik, wie es von Ebay Händlern oft gemacht wurde, ist hier nicht sinnvoll.

Sind die Angaben in der Widerrufsbelehrung fehlerhaft, kann das dazu führen, dass Verbraucher ein nahezu unbegrenztes Recht erhalten, Ware zurückzusenden.

Eine weitere Änderung: Wenn du digitale Artikel verkaufst, verzichtet der Kunden mit dem Klick auf einen Button auf sein Widerrufsrecht, da digitale Artikel nicht zurückgegeben werden können. Allerdings musst du auf diesen Umstand als Anbieter hinweisen. Diese Funktion ist in WooCommerce schon integriert. Es ist kinderleicht, digitale Artikel anzulegen. Du speicherst die Datei auf deinem Server und kannst bestimmen, wie oft und in welchem Zeitraum der Kunde sie nach erfolgter Zahlung herunterladen kann. Doch Achtung: Du musst in jedes Land, aus dem ein Kunde einen digitalen Artikel gekauft hat, die entsprechende Mehrwertsteuer des Landes bezahlen. Kauf also ein Kunde aus Frankreich in deinem Shop eine digitale Dienstleistung, musst du Mehrwertsteuer nach Frankreich abführen. Für kleine Unternehmen gelten bei dieser Regelung Vereinfachungen. Mehr erfährst du unter diesem Link.

Wann bekommt der Kunde seine Ware?

Du musst deinen Kunden detailliert darüber aufklären, wann er mit der Lieferung seiner Ware rechnen kann, und zwar ohne schwammige Formulierungen wie „circa“ oder „voraussichtlich“ zu verwenden. Die Lieferfrist muss zu einem Zeitpunkt beginnen, den der Kunde kennen und beeinflussen kann, also zum Beispiel „ab Zahlungsanweisung“, nicht jedoch „ab Geldeingang“. Damit entsteht für den Kunden mehr Transparenz im Onlinehandel und die Entscheidung für oder gegen einen Anbieter wird leicht.

Zur Herausforderung kann das werden, wenn du ins Ausland lieferst und die dortigen Lieferzeiten plus eventuelle Kontrollen beim Zoll mit einplanen musst. Wenn du bestimmte Länder für eine Lieferung ausschließt, muss der Kunden das auch im Voraus erfahren.

Wie bekommst du dein Geld?

Für viele Kunden ist die Auswahl bei den Zahlungsmethoden wichtig. Manche lieben das Bezahlen mit einer Kreditkarte (in vielen Ländern wie USA ist das üblich), andere wollen per Sofortüberweisung oder Paypal bezahlen. Als kleiner Unternehmern willst du vermutlich darauf verzichten, den Kauf auf Rechnung anzubieten und dadurch ein gewisses Risiko einzugehen.

Wichtig sind drei Dinge: Der Kunde muss so früh wie möglich erfahren, wie er bezahlen kann (spätestens zu Beginn des Bestellvorgangs), du musst mindestens zwei verschiedene Zahlungsmöglichkeiten angeben und es dürfen sich nirgendwo widersprüchliche Angaben finden (z.B. in den AGB und im Bestellvorgang).

Die Angabe des Preises

Der Kunde muss auf einen Blick erkennen können, was ein Artikel kostet, ob eine Mehrwersteuer enthalten ist und welche Versandkosten hinzukommen. Es ist auch in Ordnung, einen Link zu den Versandkosten zu setzen. Solltest du Nachnahme anbieten, kommt eine zusätzliche Gebühr hinzu, die der Postbote kassiert. Auch darauf muss besonders hingewiesen werden. Die Angabe eines Grundpreises ist verpflichtend, damit Kunden bei Waren, die nach Länge oder Gewicht verkauft werden, die Preise realistisch vergleichen können. Der Grundpreis ist der Preis pro Liter, pro Kilogramm etc.

Die Bestellbestätigung

Für dich ist es am günstigsten, wenn die Angebote in deinem Shop freibleibend sind und der Kaufvertrag erst dann zustande kommt, wenn du ihn auch annimmst und das per E-Mail bestätigst. So gehst du Risiken wegen eventueller Preisfehler aus dem Weg. Das sollte jedoch klar in den AGB geregelt sein.

Die AGB und die Widerrufsbelehrung muss der Kunde in Textform mit dieser Bestätigung der Annahme der Bestellung überreicht bekommen, spätestens mit der Lieferung der Ware. Anstatt nun aber in jedes Paket zwei oder mehr ausgedruckte Zettel zu legen (die Rechtstexte haben einige Tausend Wörter), hat es sich bewährt, diese Angaben gemeinsam mit der Bestätigungsmail an den Kunden zu senden.

Jetzt wissen wir, welche grundlegenden Anforderungen der E-Commerce in Deutschland an dich als Anbieter stellt und können überprüfen, inwieweit WooCommerce rechtssicher betrieben werden kann.

WooCommerce rechtssicher betreiben – nur möglich mit Erweiterungen

WooCommerce ist ein amerikanisches Plugin und nicht auf den deutschen Markt ausgelegt. Hier sind die gravierendsten Unterschiede:

Preisauszeichnung:

Ein standardmäßiger WooCommerce Shop hat keine Möglichkeit für die Angabe von Mehrwertsteuer und Versandkosten bei den Preisen. Auch im Checkout fehlt die Zeile, in der die Mehrwertsteuer noch einmal separat aufgezeigt wird.

Checkout:

In WooCommerce ist die für Deutschland verbindliche Button Lösung, wonach eine Bestellung erst zustande kommt, wenn der Kunde abschließend einen mit „Jetzt kaufen“ oder „Jetzt bestellen“ Button drückt, nicht vorgesehen. Auch die Lieferzeiten und eine zusätzliche kurze Produktbeschreibung im Warenkorb fehlen.

Bestellbestätigung:

WooCommerce sendet zwar eine Bestellbestätigung an den Kunden, es fehlt jedoch die Möglichkeit, die Widerrufsbelehrung und die AGB mitzuschicken.

Hier wird schon deutlich, dass WooCommerce nur mit entsprechenden Erweiterungen rechtssicher betrieben werden kann.

Wichtige Änderung ab dem 25.5.2018 – die DSGVO

Mit dem Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung in der ganzen EU, haben sich für Webseitenbetreiber einige neue Regelungen ergeben, die eingehalten werden müssen. Ansonsten drohen empfindliche Geldstrafen. Ein paar grundlegende Informationen zum Thema DSGVO und WooCommerce haben wir für dich in diesem Beitrag gesammelt

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